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schwarz weiß Aufnahme von einer Reihe Männer in NS Uniformen, die marschieren.

Der Laatzener NS-Bürgermeister Heinrich Neelmeier

Archivar geht offenen Fragen nach und sucht Zeitzeugen

Der Archivfund des Monats Juli befasst sich mit Heinrich August Neelmeier, der während des „Dritten Reiches“ Bürgermeister in Laatzen gewesen ist. Stadtarchivar Manuel Schwanse zeigt an Funden aus dem Archiv den Werdegang Neelmeiers. Viele Fragen bleiben aber offen und so wird nach Zeitzeugen gesucht.

"In vergangenen Beiträgen der Reihe "Archivale des Monats" zu Themen aus der NS-Zeit ist ein Name immer wieder aufgetaucht: Heinrich August Neelmeier. Neelmeier war von 1933 bis 1945 Bürgermeister der Gemeinde Laatzen“, so Manuel Schwanse. „Aus diesem Grund versuche ich nachfolgend besonders auf seine Herkunft und seinen Werdegang einzugehen. Viele interessante Fragen bleiben aber offen, denn die Quellen im Laatzener Stadtarchiv schweigen dazu. Daher verbinde ich dieses Archivale des Monats mit einem Aufruf an die Laatzener Bevölkerung: Gibt es Zeitzeugen, die sich an Heinrich Neelmeier erinnern können? Wer mit Fotos, Dokumenten oder persönlichen Erinnerungen helfen kann, melde sich gerne unter 0511 8205-1515 oder per E-Mail an manuel.schwanse@laatzen.de," so die Bitte Schwanses.

„Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß Laatzen bis 1933 politisch fest in den Händen der SPD geblieben ist und die NSDAP nur sehr schwer Fuß fassen konnte. Bis 1936 ist es der Partei schließlich gelungen, das ehemals ‚rote‘ Laatzen auf nationalsozialistischen Kurs zu bringen. Treibende Kraft dabei war der ‚rührige‘ Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Neelmeier,“ so beschreibt Klaus Ohle, früherer Stadtarchivar Laatzens, in der ortshistorischen Schrift „Von Lathusen zu Laatzen. Beiträge zur Stadtgeschichte“ den Einfluss Neelmeiers.

Heinrich Neelmeier war anders als viele seiner Vorgänger und Nachfolger als Bürgermeister kein gebürtiger Laatzener. Er wurde als Heinrich August Wilhelm Neelmeier am 04.01.1898 in Strücken geboren. Die ehemals eigenständige Gemeinde ist heute ein Ortsteil der Stadt Rinteln im Landkreis Schaumburg. Wie es dazu kam, dass Neelmeier nach Laatzen zog, lässt sich nur spekulieren. Eventuell zogen ihn, als Kaufmann, berufliche Gründe nach Laatzen. Aber auch sein Onkel, Ziegeleiarbeiter Heinrich Wilhelm Neelmeier, lebte in Laatzen. Meldebüchern ist zu entnehmen, dass er zunächst in Hannover lebte, aber 1922 nach Laatzen zog, wo er heiratete und nach einem weiteren Wohnaufenthalt in Hannover-Linden, 1926 erneut nach Laatzen zurückzog. Bis 1945 blieb er in Laatzen – um dann aber rechtzeitig vor dem Einmarsch der Amerikaner an seinen Geburtsort Strücken zurückzukehren.

 

Wie es dazu kam, dass der Strückener Heinrich August Neelmeier zum NSDAP-Ortsgruppenleiter, Laatzener Bürgermeister und zur treibenden Kraft wurde, die die einst „rote“ Gemeinde Laatzen auf den nationalsozialistischen Kurs brachte, lässt sich nicht lückenlos nachvollziehen – auch wird aus den vorliegenden Quellen nicht deutlich, wann und warum sich Neelmeier auf die Ideologie des Nationalsozialismus einließ. Zur offiziellen Gründung einer selbstständigen NSDAP-Ortsgruppe, zu der allerdings noch die Ortschaften Hemmingen und Wilkenburg gehörten, kam es in Laatzen am 01.07.1932.

Bei der Gemeindewahl im März 1933 ist Heinrich Neelmeier noch nicht auf dem Stimmzettel für die „Nationale Einheitsliste“ (Zusammenschluss der Kandidaten der bürgerlichen Parteien mit den Kandidaten der NSDAP) zu finden. Erstmals kann in den Protokollen zu den Gemeindeausschusssitzungen im Mai 1933 von Heinrich Neelmeier gelesen werden und zwar direkt in bedeutender Rolle. Er wird im Gemeindeausschuss zum 1. Beigeordneten gewählt. Und bereits im Juni 1933 wurde Neelmeier, als Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Laatzen zum Bürgermeister ernannt.

„In den nächsten knapp zwölf Jahren ist Heinrich Neelmeier als Absender und Empfänger vieler im Laatzener Stadtarchiv befindlichen Schreiben zu finden. Vieles deutet daraufhin, dass er ein überzeugter Nationalsozialist war, andernfalls hätte er sich vermutlich nicht während der ganzen Zeit des Dritten Reiches im Amt halten können. Viel mehr ist über das politische und administrative Wirken des Laatzener NS-Bürgermeisters allerdings nicht bekannt“, so Schwanse nach seiner Recherche im Archiv.

In den Gemeinderatsprotokollen wird Heinrich Neelmeier letztmals am 24.12.1944 genannt. Der Gemeinderat tagte erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges am 20.06.1945 wieder. Die Leitung der Sitzung übernahm der Stellvertretende Bürgermeister Fritz Bock – zu einem Zeitpunkt, zu dem sich Neelmeier bereits nicht mehr vor Ort befunden hat.

Heinrich August Wilhelm Neelmeier starb am 18.08.1960 im Alter von 62 Jahren in Hohenrode.

Der Archivfund des Monats ist – wie auch alle Vorgängerfunde – in der Reihe „Archivale des Monats“ auf der Homepage der Stadt Laatzen unter dem Link https://www.laatzen.de/de/stadtarchiv.html zu finden.