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Historisches Dokument, vergilbtes Papier auf weiße, Grund.

Archivfund im Dezember

Eisenbahnbau in Laatzen – Entschädigungszahlungen an Bürger

Der Dezember-Archivfund gibt uns einen Überblick über Entschädigungszahlungen an Laatzener Bürger, die Teile ihres Grundbesitzes für den Eisenbahnbau abtreten mussten. Das Dokument vom Oktober 1851 lädt ein, sich am 21. November 1851 um 11 Uhr „in dem Wullkopfschen Gasthause zu Lazen“ einzufinden, um seine Ansprüche an die Zahlungen anzumelden.

Vorausgegangen war der Bau der Bahnstrecke Hannover - Kassel über Göttingen und Hannoversch Münden, welche als „Hannöversche Südbahn“ bekannt wurde. Der Abschnitt Hannover - Alfeld wurde am 1. Mai 1853 eröffnet. Ein Jahr später folgte die Strecke Alfeld - Göttingen. Für diese Südbahn mussten auch die Laatzener ihr Land abgeben. Noch vor der Eröffnung der Strecke wurden die Bürger jedoch aufgefordert, ihre Ansprüche auf Entschädigungen anzumelden. Möglich machte dies ein Gesetz des Königreichs Hannover vom 8. September 1840. Der Bau von Bahnlinien sei demnach aus „finanziellen und Handels-Interessen Unseres Königreichs“ erforderlich. Da „bei Anlegung von Eisenbahnen aber die Abtretung von Grundeigenthum und von anderen Rechten und Gerechtigkeiten zum Zweck der Eisenbahn-Anlage erforderlichen Falles muß erzwungen werden können“ sollte der Ausgleich durch Entschädigungen erfolgen.

Das Archivale des Monats bezieht sich auf dieses Gesetz. Die Ansprüche auf Entschädigungsgelder sollten bei einer öffentlichen Vorladung formuliert werden. Verbunden mit der Aufforderung, die Ansprüche geltend zu machen, war die „Androhung, daß die binnen der vorgeschriebenen Frist, oder in dem angesetzten Termine sich nicht Meldenden, mit den wegen der Entschädigungssumme ihnen etwa zustehenden Ansprüchen an die Eisenbahn-Verwaltung ausgeschlossen werden sollen.“ Es galt also schnell und pünktlich zu handeln.

Stadtarchivar Manuel Schwanse begründet seiner Wahl des Monats, mit der Aktualität des Verkehrsmittels Bahn. "Die Eisenbahn gilt als klimafreundliches Transportmittel der Zukunft. Aus Infektionsschutzgründen wird sie aber von vielen Menschen aktuell gemieden. Wegen Streiks oder Verspätungen wird ohnehin häufig über die Bahn geredet. Der Archivfund des Monats Dezember zeigt uns, dass die Eisenbahn in Laatzen bereits vor 170 Jahren in aller Munde war. Denn wegen des geplanten Baues einer Eisenbahnlinie von Hannover in den Süden des Königreichs mussten einige Laatzener 1851 Land abtreten. Wenige Jahre zuvor begann in Deutschland das Eisenbahnzeitalter und viele Laatzener dürften in dieser Zeit erstmals mit dem neuen Transportmittel in Berührung gekommen sein", so Schwanse. „Leider fehlen wie bei den meisten der ältesten Quellen im Stadtarchiv Laatzen weiterführende Kontexte und tiefergehende Informationen. So ist etwa das in dem Archivale erwähnte Verzeichnis der Laatzener Bürger, die Land abtreten mussten, nicht überliefert. Auch die Höhe der Entschädigungssumme muss offenbleiben“, erläutert Schwanse weiter.

Der Archivfund des Monats ist – wie auch alle Vorgängerfunde – in der Reihe „Archivale des Monats“ auf der Homepage der Stadt Laatzen unter dem Link https://www.laatzen.de/de/stadtarchiv.html zu finden.