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Historisches Dokument im Ausschnitt

Die Hungerkrise nach dem Zweiten Weltkrieg

Lebensmittel-Rationierungssystem im Landkreis Hannover

Im September berichtet der Archivfund über die Hungerkrise nach dem Zweiten Weltkrieg, die in vielen Regionen – so auch im Landkreis Hannover – im Jahr 1947 ihren Höhepunkt fand.

Nach Kriegsende wurde das nationalsozialistische Versorgungssystem im Wesentlichen beibehalten, die Ernährungswirtschaft zwischen 1939 und 1950 hauptsächlich von zwei Säulen getragen: Dem Bewirtschaftungssystem, welches die Landwirtschaft reglementierte, und dem Rationierungssystem, das die Verbraucher mit Lebensmitteln versorgte. Dabei wurden Lebensmittel mit Hilfe von Bezugsscheinen aufs Gramm genau an die Menschen verteilt. Die Höhe der ausgegebenen Rationen wurde vom Frankfurter Wirtschaftsrat auf Weisung der Alliierten festgesetzt.

Im vielen Regionen stellte das Jahr 1947 den Höhepunkt der Hungerkrise dar. "Neben der Wohnungsnot war der Hunger die wohl größte Herausforderung für die meisten Deutschen nach dem Zeiten Weltkrieg. Vor 75 Jahren musste die Bevölkerung besonders stark hungern: Das Jahr 1947 gilt im Hinblick auf die Ernährung als das wohl schlimmste der Nachkriegszeit. Es begann mit dem „Hungerwinter“, auf den schließlich ein Jahrhundertsommer folgte. Im April 1947 sank die Tagesration für Normalverbraucher in Hannover auf 852 Kalorien. Der Archivfund des Monats September gibt einen Einblick in dieses dunkle Kapitel der Nachkriegszeit, " begründet Stadtarchivar Manuel Schwanse seine Wahl.

„Im Stadtarchiv Laatzen finden sich zwei Dokumente, die einen Eindruck der damaligen Krise vermitteln. Auf den 09. September 1947 ist ein Rundschreiben an die Gemeindeverwaltung Laatzen datiert, die auf Lebensmittelkartenschwindler und die Erschleichung von Zusatzkarten hinwies. Im Aktenbestand der Gemeinde Oesselse ist ein Aufruf der Kreisarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände im Kreise Hildesheim-Marienburg vom 2. November 1948 überliefert. Das Schreiben war unter anderem an die Gemeindedirektoren und örtlichen Ernährungsausschüsse im Landkreis gerichtet. Die Bevölkerung der Gemeinden wurde zu einer Spende von Einkellerungskartoffeln für die Rentner, die Witwen und Waisen der Stadt Hildesheim aufgerufen.“

„Die Ernährungslage besserte sich erst im Laufe des Jahres 1948. Verantwortlich dafür waren die Währungsreform, die amerikanischen Hilfsmaßnahmen aus dem Marshall-Plan und eine gute einheimische Ernte. Viele Bewirtschaftungsvorschriften wurden in den folgenden Monaten gelockert. Im April 1950 endete in der Bundesrepublik Deutschland endgültig das Rationierungssystem,“ so Schwanse weiter.

Der Archivfund des Monats ist – wie auch alle Vorgängerfunde – in der Reihe „Archivale des Monats“ auf der Homepage der Stadt Laatzen unter dem Link https://www.laatzen.de/de/stadtarchiv.html zu finden.